Dieser Beitrag erstand im Rahmen der #Blogchallenge von PR-Doc und „Prinzip Kostenlos“ Autorin Kerstin Hoffmann unter dem Hashtag #personalbrandmix. Weitere in diesem Zusammenhang erschienene Blogbeiträge findest Du auf dem Blog PR-Doktor von Kerstin.

Personalbranding leichtgemacht – ein Appell an Dich, Du selbst zu sein

Personalbranding leichtgemacht – ein Appell an Dich, Du selbst zu sein

Ein Spruch, den ich schon als Kind oft zu hören bekommen habe war „Du bist ja echt ‘ne Marke“. Zugegeben damals konnte ich damals noch absolut gar nichts damit anfangen, empfand es aber immer irgendwie als Schulterklopfer.

Viele Jahre später treffe ich nun wieder auf diesen Spruch und denke

„Wow, ich war schon als Kind Profi im Personalbranding.“ 🙂

Doch lass‘ uns mal kurz das fröhliche Bullshitbingo beenden. Denn auch das gehört zu mir und meiner Marke: Ich will verständlich sein. Mich nervt das ständige Erschlagenwerden mit Anglizismen und sich ständig wechselnden Fachbegriffen. In meinen Augen hat die permanente Nutzung von „Business Language“ nur eine langfristige Konsequenz: Sie führt dem Kunden vor Augen, was er alles nicht weiß und wie klug und erhaben der große, große Fachmann (aka Besserwissen) ist. Doch ich schweife ab…

Was ist also Personalbranding?

Während sich große Marken hinter Logos und einheitlichem Markenauftritt (Bullshitbingo: Corporate Identity, kurz CI) verstecken, geht es beim Personalbranding etwas tiefer. Denn hier geht es um eine Person: um Dich. Und noch mehr: Es geht um Deine Persönlichkeit.

Lass uns kurz einen Blick auf das klassische Marketing werfen. Das erste was Dir die guten alten Handbücher raten, wenn Du mit Deinem Unternehmen an den Markt gehst, ist die Ausarbeitung Deines CI. Du sollst Farben und Schriften auswählen, die Du konsequent nutzt, damit Deine potentiellen Kunden Dich jederzeit wiedererkennen.

Dann kommt das „wording“, also bestimmte Wörter oder Phrasen, die Du in Deiner Kommunikation nutzt. Und wenn es ein gutes Fachbuch ist, empfiehlt es außerdem, bestimmte Werte zu definieren, für die Dein Unternehmen steht.

Was daraus dann im Gesamtbild entsteht ist Dein Image. Das Abbild dessen, was Du nach außen hin wiedergeben willst. Wie Du gesehen werden willst, wie Du im Gedächtnis bleiben möchtest. Und nein – daran ist prinzipiell absolut nichts Verkehrtes.

Doch Personal Branding geht viel tiefer.

Hier geht es nicht mehr nur um ein Bild – (engl.: Image 🙂 ), sondern um die Persönlichkeit, die hinter diesem Bild steckt.

Neulich war ich bei einem sehr schönen Vortrag von Sabine Asgodom. Sie hat das sehr schön erklärt und ich will versuchen, ihre Worte sinngemäß aufzugreifen.

Ein Image ist immer zweidimensional. Wir können es nur von einer Seite betrachten. Es ist quasi nur der schöne Schein – ganz ohne Ecken und Kanten. Doch erst die Kanten lassen den Diamant in seiner vollen Schönheit erstrahlen.

Statt uns also auf eine zweidimensionale Selbstdarstellung zu konzentrieren, sollten wir uns von allen Seiten zeigen. Und die sind bekanntlich nicht immer nur schokoladig.

Schwächen zur Stärke machen – authentisch sein, statt Image prägen

Sabine Asgodom erzählte von einem Vortrag, bei dem sie zugegeben hatte, dass das vergangene Jahr wirtschaftlich gesehen einen rigorosen Einbruch bedeutet hatte. Sie musste Mitarbeiter entlasten, wusste nicht, warum die Auftragslage schlagartig abgebrochen war und suchte nun einen Ausweg.

Ein Zuhörer kam später auf sie zu und bedankte sich bei ihr für ihre Offenheit. Er meinte, er könne schon lange nicht mehr diese Reden und Vorträge hören, in denen die Welt immer nur schön sein und alles in bester Ordnung. Das sei einfach nicht die Realität. Er befände sich gerade in einer ähnlichen Situation und fände es großartig, dass ihn endlich jemand versteht.

Und genau das ist der Grund, warum wir – die potentiellen Kunden und Käufer – viel lieber Menschen mit Ecken und Kanten mögen. Wirklich schön – und damit authentisch – wird eine Person doch erst, wenn sie uns auch hinter die Kulissen blicken lässt. Den Mut hat, auch Niederlagen einzugestehen und nicht immer nur bemüht ist, den schönen Schein zu wahren.

Und genau das will Personal Branding. Du solltest nicht perfekt sein. Gott bewahre. Kein Mensch mag Perfektionisten. Und Perfektionismus per se ist sowieso der absolute Produktivitätskiller. Hör‘ also sofort auf damit und werde zur echten Marke. 🙂

Du hast Lampenfieber vor einem großen Auftritt? Sprich‘ drüber! Du hattest einige Hürden zu nehmen, bis Du dorthin kamst, wo Du jetzt bist? Thematisier es! Lass‘ Deine Fans, Follower, – kurz Dein „Publikum“ teilhaben.

Die Angst, dass sich jemand deshalb von Dir abwendet kann ich Dir nicht nehmen.

Und vermutlich wird es auch den einen oder anderen geben, der damit nicht umgehen kann. Doch mal ehrlich: Willst Du mit diesen Menschen arbeiten? Ist das eine gute Basis für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit? Wenn Du stets bemüht sein musst, nicht zu viel preiszugeben?

Sehr viel wahrscheinlich ist, dass einige Personen aus Deinen Umfeld auf Dich zukommen und Dir ihre Geschichten erzählen. Oder noch besser – jemand bietet Dir seine Hilfe an. Du wirst auf jeden Fall schnell feststellen, dass ein gesundes Maß an Mut zur „Schwäche“ Dir weitaus mehr Türen öffnet, als sie schließt.

Wobei der Begriff „Schwäche“ wirklich unglücklich ist. Schließlich hast Du dafür tausend andere Stärken. 🙂

Personal Branding bedeutet, sich selbst zu zeigen. Sich nahbar zu machen und ein vielfältiges Bild zu entwerfen, dass genau die richtigen Menschen anzieht. Nämlich diejenigen, die Dich genau dafür lieben, dass Du bist wie Du bist.

Vom „Wir“ zum „ich“ – vom „Sie“ zum „Du“

Ja, ich weiß – ich kann jetzt große Reden schwingen. Doch glaube mir, der Weg bis hierhin war auch nicht einfach. Auf meiner ersten Webseite habe ich noch in der „wir“-Form geschrieben. Wir von der Agentur KonzeptFuchs. Bullshit. Und die Leute haben mich gefragt „Ach, wie viele Mitarbeiter haben sie denn?“ – Bähm. Voll aufs Auge. Das tat weh.

Es hat mich dennoch etliche Monate gekostet, bis ich mich getraut habe, offen in der ich-Form zu kommunizieren.

Denn ein Einzelunternehmen,..ts, ts, ts,.. Wie willst da schon mithalten, mit all‘ den anderen Unternehmen??

Ich sage Dir – es geht. Es geht sogar wunderbar. Kunden kamen auf mich zu und erzählten, dass sie sich für mich entschieden hatten (und nicht für eine Agentur), weil sie bei mir wussten, mit wem sie eigentlich zu tun haben. In einer Agentur hingegen hätten sie schlechte Erfahrungen gemacht, weil sie ständig wechselnde Ansprechpartner gehabt hätten. Babähm. Sieg auf ganzer Linie. 🙂

Die nächste Hürde war das mir stets lästige „Sie“. Es fühlte sich von Anfang an komisch an. Ich mochte das Bauchgefühl nicht, dass ich mit „Sie“ verbinde. Es suggeriert mir irgendwie eine Distanz zu meinem Gegenüber. Außerdem sieze ich von Natur aus nur alte Leute und Menschen, die in ihrem Status über mir stehen. Nun, „alt“ ist herrlich relativ. Aber wie ist es mit dem Thema Status? Jede Person hat den Status und die Bedeutung, die ich Ihr beimesse. (Du darfst mir gern widersprechen, aber ich bin ich stur. 🙂 ).

Und das schlimmste für mich – hier kommen wir wirklich in meine Horrozone – ist Statusdenken. Das Einteilen von Menschen in hoch oben und tief unten. Da schüttelt‘s mich. Für mich ist das schlimm überholtes Werten und Bewerten. Und da bin ich raus. Da will ich nicht mitmachen.

Mit dem „Sie“ hatte ich allerdings das Gefühl, ich stelle mich unter den Kunden. Und das wollte ich nicht.

Ich wollte auf Augenhöhe mit meinen Kunden sein.

Ich will ernst nehmen und ernstgenommen werden. Punkt. Ohne Distanz. Direkt. Zwischen die Augen. Und irgendwann war es dann da. Das „Du“. Anfangs mehr ein Zufall,.. Ein Versehen,.. – aber es fühlte sich sooo gut an. 🙂 Und nach und nach zog es ein in meine „Marke“ und wurde für mich zum Selbstverständnis.

Mit dem Du gewann ich ein Stück Freiheit zurück. Die Menschen wandten sich nicht ab, sondern mir zu. Wir entwickelten persönliche Beziehungen und so ein herzliches Miteinander, dass ich kaum in Worte fassen kann. Mit dem Du durfte ich endlich ich selbst sein. Mit dem Du nahm ich mir selbst eine Grenze, die ich mir selbst gesetzt hatte. Und das Feedback war durchweg positiv. 🙂

Persönlich, aber nicht privat

Die wohl größte Herausforderung beim Personal Branding ist das „persönlich“. Aus irgendwelchen Gründen glauben viele, sie müssen dann auch sofort privat sein. Nein. Keinesfalls. (Ich krame mal wieder in meiner Handtasche der Erfahrungen…)

Ich unterstelle mal, dass jeder, der schon mit mir Kontakt hatte weiß, dass ich eine Tochter habe. Dennoch wirst Du im Netz weder Fotos von ihr (na gut – es gibt zwei auf Facebook, aber sie ist dort kaum zu erkennen…) noch ihren Namen finden: Das ist privat. Und an dieser Stelle ist es meine Pflicht als Mutter, meine Tochter zu schützen.

Dennoch kann ich darüber reden – also persönlich sein – dass ich Mutter bin. Ich kann sogar kleine Anekdoten preisgeben, natürlich ohne meine Tochter bloßzustellen.

Neulich habe ich in meiner Facebook-Gruppe über einen Auffahrunfall geschrieben, den ich hatte. Aber glaubst Du, irgendwer weiß, was für ein Auto ich fahre?

Urlaubsbilder posten? – Finde ich gruselig.

Aber eine lieben Gruß (gern auch mit Bild) finde ich wieder legitim. Ich ziehe eine ganz klare Grenze zwischen privat und persönlich.

Persönlich ist, wenn ich Dir erzähle, dass ich vor meiner ersten Liveübertragung auf Facebook fast den Heldentod gestorben bin und den ganzen Tag auf den Vorschaubildschirm gestarrt habe, ohne endlich diesen blöden „Übertragung jetzt starten“-Knopf zu drücken.

Persönlich ist, wenn ich in einem Video mit dem Hinweis „Alter, ich bin sooo nervös…“ beginne. 🙂 Okay, streich das „Alter“ – das habe ich nicht gesagt.. (zumindest kann ich mich nicht daran erinnern 🙂 )

Du bist ja echt so

Neulich habe ich nach etwa drei Jahren Facebook-Bekanntschaft die liebe Dajana Hoffmann getroffen. Und sie begrüßte mich mit den Worten „Du siehst ja in echt genau so aus, wie auf Facebook.“

Und genau das ist. Nicht nur, dass ich keine geschönten oder getunten Bilder von mir ins Netz stelle,.. Ich bin so wie ich bin – auf meiner Webseite, auf meiner Facebook-Fanpage, in meiner Facebook Gruppe,.. ach einfach überall.

Ich bin weiß Gott nicht leicht in der Handhabung und es gibt wirklich ausreichend Menschen, die mit meiner Art nicht klarkommen. Denen bin ich zu laut, zu schrill, zu verrückt, zu überdreht, zu wasweißich…

Und es gibt Menschen, die finden mich toll. Die lieben meine Art loszuquatschen, mich in Gedanken zu verheddern (das hat nämlich auch echten Unterhaltungswert 🙂 ) und diese Menschen wissen genau worauf sie sich einlassen, wenn sie mit mir Arbeiten wollen.

Wir überspringen den Teil mit dem „Können wir überhaupt miteinander“ und legen sofort los. Und DAS ist ein unbezahlbares Gut, dass ich mit meinem Personal Branding zahle. DAS bekomme ich nur, weil ich mich zeige, wie ich bin. Unverfälscht, laut, aber herrlich authentisch. 🙂

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